My Protectify
- wearingfacts
- 14. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Apr.
Gewalt an Frauen ist in Deutschland ein Problem, das allgegenwärtig ist und bekämpft gehört. Heute wollen wir Euch deshalb MyProtectify vorstellen. Eine Initiative, die sich für den Schutz von Frauen in Gewaltbeziehungen einsetzt.
Dafür hat uns Gründerin Sogol ein paar Fragen beantwortet.
Wer bist du?
Ich bin Sogol, Gründerin von MyProtectify – aber ich bin nicht nur Gründerin, ich bin auch Überlebende.
Denn bevor ich MyProtectify ins Leben gerufen habe, habe ich selbst vier Jahre lang eine gewaltvolle Beziehung überlebt. Vier Jahre voller Angst, Manipulation und innerer Zerreißproben. Vier Jahre, in denen ich oft nicht wusste, wie mein nächster Tag aussehen würde – oder ob ich überhaupt den Mut finde, weiterzumachen. Aber ich habe überlebt. Und ich habe aus diesem Überleben eine Mission gemacht.

Warum hast du MyProtectify gegründet?
13 Monate hat es mich gekostet, mich aus dieser Situation zu befreien. Eine Frage, die mir oft gestellt wird: Warum hat es so lange gedauert?
Die Antwort ist erschreckend einfach – unser Hilfssystem weltweit weist gravierende Lücken auf.
Ich suchte damals nach einem sicheren Ausweg und begann mit stiller Online-Recherche. Doch schnell stieß ich auf veraltete und fragmentierte Informationen – und noch schlimmer: Einige dieser Wege waren nicht sicher. Verlaufsprotokolle wurden nicht automatisch gelöscht, und sensible Daten konnten leicht nachverfolgt werden.
Zudem gab es keine individuelle Hilfe, die rund um die Uhr erreichbar war. Ein weiteres großes Problem: Sprachbarrieren. In Deutschland sind offiziell 28 Sprachen registriert, doch viele Beratungsstellen hören – wenn man Glück hat – bei der siebten oder achten Sprache auf. Wer außerhalb dieser Sprachen Unterstützung braucht, steht oft alleine da.
Als ich es schließlich aus meiner Situation herausgeschafft hatte, wurde mir klar: Das muss sich ändern.So begann die Geschichte hinter MyProtectify
Was ist MyProtectify?
MyProtectify setzt dort an, wo das Hilfesystem Lücken aufweist. Wir bieten sichere, digitale Unterstützung, die Betroffenen rund um die Uhr zur Verfügung steht. Zur Zeit entwickeln wir dafür einen KI-gestützten Hilfe Chat. Dieser soll anonym und ohne Installation nutzbar sein – ein entscheidender Vorteil in Situationen, in denen Kontrolle und Überwachung durch den gewalttätigen Partner eine Gefahr darstellen. Klassische Apps sind oft keine sichere Lösung, da das Risiko besteht, dass gewalttätige Partner das Handy durchsuchen. Deshalb setzt MyProtectify auf eine unauffällige, browserbasierte Plattform, die keine Spuren im Verlauf hinterlässt und jederzeit anonym genutzt werden kann.
Doch MyProtectify ist mehr als ein Notfall-Tool. Wir begleiten Betroffene auf ihrem gesamten Weg in die Unabhängigkeit und beantworten entscheidende Fragen:
Wie finde ich eine sichere Unterkunft?
Wie starte ich beruflich neu?
Wie bekomme ich finanzielle Unterstützung?
Welche psychologische Hilfe steht mir zu?
Denn der eigentliche Kampf beginnt oft erst nach der Trennung. Außenstehende unterschätzen, dass Betroffene aus extremen Abhängigkeitsverhältnissen kommen – finanziell, emotional und sozial. Viele verlieren alles und stehen vor dem Nichts. Auch Sogol musste nach ihrer Flucht von null an ihr Leben neu aufbauen. Genau hier setzt MyProtectify an: mit langfristiger Unterstützung, die hilft, wieder Fuß zu fassen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Zusätzlich arbeiten wir mit Unternehmen und Organisationen zusammen, um sie für das Thema häusliche Gewalt zu sensibilisieren. Durch Workshops und Impulsvorträge helfen wir dabei, Arbeitsplätze zu einem geschützten Raum für Betroffene zu machen – denn der erste Schritt in die Freiheit beginnt oft mit einer helfenden Hand.
Wir sind der festen Überzeugung, dass auch Arbeitsplätze zu einem Safe Space für Betroffene werden müssen. Wenn sie nicht zu Hause sind, verbringen sie den größten Teil ihrer Zeit am Arbeitsplatz – doch genau dort fehlt oft das Wissen, die richtige Unterstützung und der Richtige umgang mit dem Thema. Sogol erzählte einmal im Team, dass sie sich während ihrer Zeit in einem Konzern an den dortigen Psychologen wandte und ihm anvertraute, was bei ihr zu Hause los war. Doch anstatt ihr gezielt zu helfen, war er so überfordert, dass er sie lediglich für sechs Tage krankschrieb. Solche Reaktionen zeigen, wie groß die Lücken im System sind. Mit MyProtectify wollen wir sicherstellen, dass niemand mehr in einer solchen Situation allein gelassen wird.
Wie arbeitet ihr?
Wir sind ein diverses, engagiertes Team, das gemeinsam an einer Lösung arbeitet, die uns zutiefst am Herzen liegt.Das Gründerteam von MyProtectify vereint persönliche Erfahrung, fachliche Expertise und echte Leidenschaft, um einen gesellschaftlichen Wandel zu bewirken.
Ich, Sogol Kordi, Gründerin und CEO, habe MyProtectify ins Leben gerufen, nachdem ich selbst häusliche Gewalt überlebt habe. Diese persönliche Geschichte – kombiniert mit meinem betriebswirtschaftlichen Hintergrund – macht mich zur treibenden Kraft hinter unserer Mission: Betroffenen einen sicheren, einfachen Zugang zu Hilfe zu ermöglichen.
An meiner Seite steht Tobias Pörtner, Co-Gründer und Head of Product. Er hat bereits ein erfolgreiches Software-Startup aufgebaut und entwickelt mit Fokus auf Innovation und Funktionalität digitale Produkte, die echten Mehrwert schaffen.
Ronja Zimmermann, unsere Head of Psychology, bringt als Master-Psychologin fundierte Erfahrung in Beratung und Kommunikation mit. Sie stellt sicher, dass Inhalte und Workshops psychologisch sensibel und wirkungsvoll gestaltet sind.
Benedikt Görges, Head of Operations, verantwortet mit seinem wirtschaftspsychologischen Know-how unsere strategischen und operativen Prozesse. Seine Erfahrung als Gründer trägt wesentlich zur nachhaltigen Entwicklung von MyProtectify bei.
Ann Rheinheimer, Head of Experience, sorgt mit ihrer Expertise im Bereich User Experience Design dafür, dass unsere digitalen Lösungen intuitiv, zugänglich und stets nutzerzentriert sind.
Noch mehr zu My Protectify findet ihr hier: https://myprotectify.org
Hilfetelefon gegen Gewalt an Frauen: 116 016
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